32 Jahre Hausmülldeponie Kahlenberg

Als 1969 die letzten Bergleute das Erzbergwerk am Kahlenberg nach 32 Jahren Erzbergbau verließen, waren rund zwölf Millionen Tonnen Eisenerz im Tagebau und knapp dreieinhalb Millionen Tonnen im Untertagebau abgebaut worden. Übrig blieben ein Stollennetz von rund 30 Kilometern Länge und auf dem über 100 Hektar großen Bergwerksgelände eine riesige Tagebaugrube mit einem Volumen von rund sechs Millionen Kubikmetern. Dies war die eigentliche Geburtsstunde der Hausmülldeponie Kahlenberg.

1971 gründeten Vertreter der Landkreises Lahr und Emmendingen den Zweckverband Abfallbeseitigung Kahlenberg. Am 6. August 1973 wurde damit begonnen, den Müll der beiden Landkreise Ortenaukreis (der Landkreis Lahr war am 1.Januar 1973 in den Ortenaukreis eingegliedert worden) und Emmendingen auf dem Gelände des ehemaligen Erzbergwerkes und jetzigen Deponie Kahlenberg einzulagern.

Von 1973 bis 1984 wurden der 17 Hektar große Südabschnitt und von 1984 bis 2002 der 18 Hektar große Nordabschnitt verfüllt. 2002 wurde damit begonnen, Abfall im 7 Hektar großen Mittelabschnitt einzubauen und am 31. Mai 2005 endete die Rohmülldeponierung auf dem Kahlenberg. Die zum damaligen Zeitpunkt noch zur Verfügung stehenden rund 700.000 Kubikmeter Deponievolumen werden in den nächsten Jahren für die Ablagerung mineralischer Abfälle genutzt werden.

Die Technik des Einbaus der Abfälle hat sich in den 32 Jahren Hausmülldeponierung kaum verändert. Bis zuletzt wurde der Rohmüll, sowie er von den Bewohnern der Kreise in die Grauen Restmülltonnen gegeben worden war, auf der Deponie entladen, mit einem etwa 25 Tonnen schweren Kompaktor verteilt und anschließend verdichtet. Diese Technik führte mit Beginn der Verfüllung des Nordabschnittes, und dem damit verbundenen Heranrücken der Deponie an den Ortsrand von Ringsheim, zu erheblichen Geruchsbelästigungen der Ringsheimer Bevölkerung. Der Zweckverband hat im Laufe der Jahre große Anstrengungen unternommen, diese Geruchsbelästigung zu verringern. Bäume wurden gepflanzt, um die geruchsbeladenen abendlichen Fallwinde aufhalten. Auch Abdeckungen des Deponiekörpers mit Erde, Schaum oder Holzhäcksel sollten eine Geruchsentstehung verhindern. Letztendlich in Griff bekommen hat der Zweckverband das Geruchsproblem aber erst 1996 mit der vollständigen Deponieabdeckung mit Folien.

Ein wesentlicher Aufgabenbereich bei der Deponierung von Abfällen ist der Schutz des Grundwassers und der Umwelt vor schadstoffbelastetem Deponiesickerwasser. Mit den sich verschärfenden gesetzlichen Anforderungen wurden auch die Deponieabdichtungen und Einrichtungen zur Sickerwassersammlung am Kahlenberg stetig verbessert. 1973 genügte es noch, eine Schicht aus Lehm und Ton einzubauen und Sickerwasserabzugsrinnen aus Altreifen und einfachen Entwässerungsrohren zu verlegen. Bei der Vorbereitung des Deponieabschnitts Mitte wurden dann bereits eine über zwei Meter dicke, wasserundurchlässige Schicht aus verdichtetem Lehm und Ton eingebaut und darüber eine 20cm dicke Bitumenschicht aufgebracht. Das in speziellen Kunststoffrohren gesammelte Deponiesickerwasser wurde in den Anfangsjahren in kommunalen Kläranlagen gereinigt. Seit 1994 kann das Sickerwasser in der für 8 Mio. DM gebauten Sickerwasserkläranlage auf dem Gelände des Kahlenbergs gereinigt werden. Täglich können dort bis zu 150 Kubikmeter Deponiesickerwasser in einem mehrstufigen Reinigungsvorgang aus biologischem Schadstoffabbau, anschließender Ultrafiltration und abschließender Aktivkohlefilterung aufbereitet werden. Sauber geklärt könnte dieses Wasser nun in einen Fluss (Vorfluter) abgeleitet werden. Da aber ein solcher nicht unmittelbar zur Verfügung steht, gelangt das gereinigte Sickerwasser über die Kanalisation zum Klärwerk nach Kappel und von dort in den Rhein.

Ein weiteres Problem bei der Deponierung von Abfällen ist der umweltverträgliche Umgang mit Deponiegas. Das sich bei der Zersetzung organischer Abfallbestandteile bildende Deponiegas wird über im Deponiekörper waagrecht verlegte Gasdrainageleitungen und senkrechte Deponiegasbrunnen gesammelt und aktiv durch die Erzeugung eines Unterdrucks aus dem Deponiekörper abgesaugt. Auf der Deponie Kahlenberg fallen zeitweise bis zu 2.500 Kubikmeter Deponiegas pro Stunde an.
Bis 1993 wurde das Deponiegas ausschließlich über spezielle Deponiegasfackeln bei hohen Temperaturen verbrannt. Seit 1994 wird aus dem angesaugten Deponiegas, das in etwa zur Hälfte aus Methan (CH4) besteht, in einem eigenen Blockheizkraftwerk Strom und Fernwärme gewonnen.

Mit Verfüllung der ersten Deponieabschnitte sowie mit der endgültigen Schließung der Hausmülldeponie kamen und kommen auf die Deponiebetreiber die weiteren Aufgaben der Deponienachsorge zu. Eine Deponie muss bis zu 50 Jahren nachgesorgt werden. Zunächst bildet sich weiterhin Deponiegas und Deponiesickerwasser, das umweltgerecht verwertet bzw. gereinigt werden muss. Nach zehn bis fünfzehn Jahren, wenn die Deponiesetzung durch Abbauvorgänge im Inneren zur Ruhe gekommen ist, muss die Deponie oberflächlich abgedichtet, rekultiviert, gepflegt und die Deponieanlagen weiterhin gewartet werden.

Der Südabschnitt der Deponie ist bereits vor Jahren zu Ruhe gekommen. Er wurde an der Oberfläche so umgestaltet, dass Niederschlagswasser abfließen kann, ohne in den Deponiekörper einzudringen. Anschließend wurde das Gelände renaturiert und stellt nun ein Refugium, z.B. für die Heidelerche dar.