Eisenerzbergbau und Fossilien

Am Kahlenberg in Ringsheim wurde von 1937 bis 1969 das im Braunen Jura vorkommende Eisenerz von der damaligen Düsseldorfer Barbara Erzbergbau GmbH abgebaut. Das Unternehmen förderte rund 12 Mio. Tonnen Erz im Tagebau und 3,2 Mio. Tonnen untertage. Das Material wurde an der eigens dafür eingerichteten Bahnverladestation gebrochen und mit der Eisenbahn zur Verhüttung im Hochofen ins Ruhrgebiet versandt. Das dunkelrote Eisenerz besteht im Mittel aus 20 % Eisen, 11 % Quarzsand und 30 % Kalk sowie einigen anderen geogenen Bestandteilen.

Im Untergrund entstand ein vernetztes Stollensystem mit einer Gesamtstrecke von rund 30 km. So ist es heute noch möglich, untertage von Ringsheim aus nach Herbolzheim zu gelangen. Verschiedene Abbauverfahren im Tiefbau wurden entwickelt und angewendet. Mit dem sogenannten Kammerbau erzielte das Bergwerk eine hohe Ausbeute, nachdem die Firstsicherung (Hangendes) im klüftigen Erz beherrscht und die Maschinenkombination - Drehbohrwagen, Schaufellader und LKW-Kipper - optimiert werden konnten. Trotz der ansteigenden Tiefbauleistung bis zu 48 t pro Mann und Schicht einschließlich eines 3 km langen Förderweges musste der Untertagebau Anfang 1964 infolge der Abrufkürzungen der Hochofenbetreiber eingestellt werden. Der Tagebau wurde noch 5 Jahre lang weiter betrieben. In dieser Zeit stellte das Unternehmen den benötigten Sprengstoff (ANC) in einem verlassenen Stollenmundloch selbst her, um weitere Kosten einzusparen.

Die anfangs gleisgebundene Beförderung des Erzes und des Abraumes (unverwertbares Gestein) mit Muldenkippern und 80-PS-Dampfloks stellte das Unternehmen im Laufe der Zeit auf den gleislosen Transport mit LKW um. Die monatliche Abraummenge betrug beispielsweise 1965 im zweischichtigen Betrieb 55.000 m³ Gestein. Die Verkippung des Abraummaterials wurde so gestaltet, dass für die Landwirtschaft nutzbare Flächen von 4-10 ha Größe entstanden. Nachdem eine ca. 2 m mächtige Lößschicht aufgebracht war, konnte ab 1969 mit der Rebbepflanzung begonnen werden. Der Kahlenberg-Nord und der sich anschließende Rötelberg sind also "künstlich" entstandene Rebberge aus Abraummaterial der Erzbergbauzeit. Trotz der Bemühungen, durch Leistungssteigerung und Kosteneinsparungen den Betrieb zu erhalten, musste auch der Tagebaubetrieb sowie der schon stark reduzierte Eisenerzversand Ende März 1969 endgültig eingestellt werden.

Die Fossilien des Kahlenbergs sind in der geologischen Formation des Mittleren oder Braunen Juras anzutreffen. Sie ist durch den Rheingrabenbruch angeschnitten und mit Löß und Lößlehm überlagert. Durch den Eisenerzabbau sind die oberen Schichten des Aaleniums und die unteren des Bajociums, die vor rund 175 Mio. Jahren durch das Jurameer entstanden, aufgeschlossen. Wegen ihrer Hartschaligkeit sind überwiegend die Kopffüßer (Cephalopoda) Ammoniten und Belemniten sowie Muscheln und Schnecken in Form fossilisierter Schalen oder Schalenabdrücke erhalten. So konnten bis jetzt 45 Ammonitenarten in 19 Gattungen mit den Hauptgruppen Ludwigia, Hyperlioceras, Sonninia, Stephanoceras und Teloceras nachgewiesen werden. Der Durchmesser reicht je nach Art von wenigen Zentimetern bis zu einem halben Meter.

Von der zweiten Kopffüßergruppe, den Belemniten, die auch unter dem Begriff Donnerkeil bekannt sind, liegen nur 5 Gattungsfunde vor. Teile des langgestreckten Schalengehäuses der Donnerkeile sind als Bruchstücke häufig in den Schichten des Bajociums anzutreffen. Ihre Größe beträgt bis zu einem Meter.

Mit rund 30 Arten sind die Muscheln (Bilvalvia) am Kahlenberg vertreten, von denen Hahnenkammaustern (Lopha) und Trigonien (Trigonia) begehrte Sammlerobjekte darstellen. Allerdings sind heute die Fundstellen zum größten Teil abgesammelt. Eine weitere Muschelart, Gryphea calceola, bildet die direkt über dem Haupterzlager liegende, 1,8 m mächtige Gryphitenschicht.

Von den am Kahlenberg fossil vorkommenden Schnecken (Gastropoda) sind bis jetzt 14 Arten in zehn Gattungen bestimmt. Darunter befinden sich beispielsweise flache aber relativ große Formen aus der Gattung Pleurotomaria sowie kleine Arten mit hohem Gehäuse der Gattung Oolithica oder Riselloidea.

Eine mit den Muscheln äußerlich verwechselbare, jedoch zu den Armfüßern (Brachiopoda) gehörende, ursprüngliche Tiergruppe ist ebenfalls am Kahlenberg zu finden. Dazu zählen die Gattung Terebratula mit glatten und die Gattung Rhynchionella mit geschwungenen und gerippten Schalen.

Aus weiteren wirbellosen Tiergruppen gibt es Fundstücke von Röhrenwürmern, Krebsen, Moostierchen, Seeigeln und Seesternen sowie Seelilien. Allerdings sind Funde dieser Tiergruppen seltener, da sie zum Teil nur eine Größe von wenigen Millimetern erreichen. Spärliche Versteinerungen und Spurenfossilien liegen auch von Wirbeltieren (Knorpelfischen und Reptilien) und von Pflanzen (Koniferenholz) vor.